Die Kirche zu Mirow

Die Johanniterkirche zu Mirow ist am Ende des 2. Weltkrieges durch Beschuss der deutschen Wehrmacht bis auf ihre Außenmauern niedergebrannt. Alle Einrichtungsgegenstände wurden zerstört, lediglich die angebaute Fürstengruft der Mecklenburg – Strelitzer Herzöge blieb verschont.

Die Kirche ist unter Leitung des Architekten und Künstlers Paul Zühlke auf ihren alten Mauern wiederaufgebaut und am 3.9.1950 als erste Kirche nach dem Krieg in Mecklenburg geweiht worden. Der Architekt Zühlke schuf nicht nur die Pläne für den Wiederaufbau, sondern er gestaltete auch selbst den Altar, die Kanzel, den Taufstein, die Symbole, und er entwarf auch die Mittelfenster.

Im Mittelfenster dominieren die Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe: Anker; Kreuz und Herz. Unter dem Anker entdecken wir bei genauerem Hinsehen Fische. Die Darstellung des Fisches gilt seit der frühen Chri­sten­heit als Zeichen für Jesus Christus, da die fünf Buchstaben des griechischen Wortes für „Fisch“ im Grie­chi­schen die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses „Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“ bilden.

Ebenso finden sich Ähren, Trauben und Kelche als Symbole des Abendmahls in den Mittelfenstern. Diese Abendmahlssymbolik setzt sich fort in den kleinen, leider durch Vandalismus erheblich beschädigten, Fen­stern unten rechts und links vom Altar: Ein Engel links bringt Wein zum Altar; rechts Christus selbst in Gestalt des Opferlammes.

Auch die Wandlampen setzen mit Trauben und Ähren die Abendmahlssymbolik fort.
Alles in der Kirche ist ausgerichtet auf den Kruzifixus: Christus, der Überwinder – als wäre das Hinrichtungs­in­strument gar nicht da, steht er vor dem Kreuz und segnet mit seiner rechten Hand die Gemeinde, die sich un­ter diesem Kreuz versammelt. Zu Füßen des Kreuzes sind in Fresken Stationen des Kreuzweges ge­stal­tet: Jesu Gebet in Gethsemane, die Grablegung und die drei Frauen am leeren Grab des Auferstan­denen. Kanzel und Taufbrunnen – Glaube und Taufe als Weg zum ewigen Leben bei Gott – bilden die Torpfosten zum Altarraum.

An der Kanzel finden wir in drei Reliefs zentrale Botschaften des Neuen Testaments anschaulich gestaltet: Christus, der gute Hirte mit dem geborgenen Schaf auf der Schulter (Joh.10,11a) / der unverdros­sene Sämann, der das Wort Gottes ausstreut (Mt.13,1-9) / Petrus, der durch Jesu Hand vor dem Sinken bewahrt wird (Mt.14.22-33).

Der Taufbrunnen gegenüber ist aus bearbeite­ten kalksteinernen Grabplatten aus dem früheren Kirchenfuß­bo­den zusammengefügt. Auf dem Deckel der Tauf­scha­le fließen aus dem Kreuz die vier Paradiesströme.
In den durch die barocke Gestaltung verdeckten, nun als Nischen wieder sichtbar gewordenen Spitzen der alten gotischen Kirchenfenster über dem Altarraum sind 5 Symbole des Glaubens angebracht:

  • Links außen: Das Dreieck steht für die Dreieinigkeit Gottes und zugleich für die Tatsache, dass der Ewige (Vater) sich nicht abbilden lässt. Es ist aber ebenso möglich, hier ein Kreuzigungssymbol zu entdecken.
  • Rechts außen: Das „Herz Jesu-Symbol“ – Kreuz mit Herz – steht für die Barmherzigkeit Gottes in Jesus Christus (Sohn).
  • Mitte: Die Taube ist Symbol für Gott, den Heiligen Geist.

So gesehen, bildet in dieser Symbolreihe also die Dreieinigkeit Gottes den Rahmen, innerhalb dessen sich nun die Beziehungen zwischen Gott und Mensch abspielen – dargestellt durch die beiden übrigen Symbole.

  • Halblinks: Kreuz mit Krone und Strahlen: Jesus Christus herrscht als König – was in der Haltung des Ge­kreu­zigten ausgesagt ist, wird in diesem Symbol wiederholt.
  • Halbrechts: Boot mit Kreuz als Mast und Segel zugleich: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt…“ oder die Gemeinde in der Welt, Wellen ausgesetzt und von Christus angetrieben.

Die Symbole lassen sich aber auch jeweils als Satz lesen, etwa: Der Gekreuzigte herrscht (links nach innen), der Barmherzige leitet (rechts nach innen), wo Gottes Geist wirkt (mitte).

Am Übergang vom ursprünglichen Chorraum zum Kirchenschiff befinden sich die Symbolwesen der vier Evangelisten: Engel = Matthäus, Löwe = Markus, Stier = Lukas und Adler = Johannes.

Die Orgel ist 1977 von der Firma Schuke – Orgelbau Potsdam erbaut.

1992 wurde der Kirchturm in seiner barocken Gestalt wiederaufgebaut und in den Folgejahren wei­ter ausgebaut: Er beherbergt heute ein Museum über den Johanniterorden, wechselnde Ausstellun­gen und eine Aussichtsplattform.
Die Kirche ist kein Museum, sondern der Gottesdienstraum der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde. Generationen haben an dieser Kirche gebaut und zu ihrer Erhaltung beigetragen. Darum ist diese wie jede andere Kirche Zeugnis des Glaubens und Lebens der christlichen Gemeinde.

An jedem Sonntag und kirchlichen Feiertag feiern wir um 10.30 Uhr Gottesdienst – im Winter allerdings im Gemeindesaal des Pfarrhauses in der Schloßstraße 1. In der Sommersaison wird zu einer Reihe von Konzerten eingeladen.