Die Orgel – damals und heute

Während in der orthodoxen Kirche nur der Klang der menschlichen Stimme zum Lobe Gottes eingesetzt wird, hat in den evangelischen wie auch in den katholischen Kirchen die Orgel ihren festen Platz zur Begleitung des Gemeindegesanges und zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes. Die Mirower Johanniterkirche erhielt, soweit die ältesten Informationen unserer Kirche, im Jahre 1821 eine neue Orgel von einem Potsdamer Orgelbauer. Das bis dahin benutzte Positiv wurde in das 1820 gegründete Landschullehrerseminar versetzt. Dort wurde es aller Wahrscheinlichkeit nach als Übungsorgel für die Seminaristen genutzt.

Die neue Orgel hatte 17 klingende Register. 1838 wurde sie vom Orgelbauer Sauer in Friedland, 1864 und 1879 vom Orgelbauer Lütkemüller in Wittstock überholt. Bis Lütkemüllers Tod im Jahr 1898 führte dieser eine jährliche Wartung für 30 Mark durch.

Dann übernahm die Firma Grüneberg in Stettin die Wartung der Orgel. Aus dem Jahre 1927 erfahren wir, daß die im 1. Weltkrieg abgelieferten Prospektpfeifen wieder durch neueingesetzte Pfeifen ersetzt wurden. Schließlich hat die Firma Grüneberg noch im Jahre 1941 eine „elektrische Windbeschaffung“ installiert, einige Register ausgewechselt, andere neu gebaut, so daß am 27. Juli 1941 die Orgel mit 21 Registern wieder feierlich in Gebrauch genommen werden konnte.

Leider erklang diese Orgel zum letzten Mal am Sonntag, dem 29.04.1945. Nach Abschluß des Gottesdienstes, als die kleine Gemeinde, die sich trotz der drohenden Luftangriffe noch eingefunden hatte, bereits beim Hinausgehen war, setzte der Organist noch einmal mit dem Lutherchoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ ein, worauf die Gemeinde einstimmte. Zwei Tage später wurde sie mit der ganzen Kirche ein Opfer der Flammen.

Beim Wiederaufbau der Kirche 1949/50 hatte man die Westseite des Kircheninnenraumes so gestaltet, daß eine große, dem Raum entsprechende Orgel eingebaut werden konnte.

Nur die untere Empore wurde wieder weiträumig angelegt, anstelle der zweiten Empore baute man nur ein kleines „Schwalbennest“, wo das Rückpositiv einer dreimanualigen Orgel seinen Platz finden sollte. Diese Idee konnte aus Kostengründen nie verwirklicht werden.

Nach längeren Vorverhandlungen wurde im Januar 1966 bei der Firma „Schuke Orgelbau Potsdam“, damals die renommierteste Orgelbaufirma in der DDR, eine Orgel mit 12 Registern, verteilt auf zwei Manualen und Pedal, in Auftrag gegeben. Sie sollte ca. 30 000 Mark kosten.

Wegen der vielen Exportaufträge der Firma setzte eine lange Wartezeit ein, in der weiter über die Disposition der Orgel verhandelt wurde, in der aber auch weiter gespart werden konnte.

Schließlich konnte die Orgel nach einer dramatischen Endphase des Einbaus, bei der die Mirower Tischlerei Wasmundt das Orgelgehäuse schuf, in einem Festgottesdienst am 24. Juli 1977 durch den ehemaligen Landessuperintendenten des Kirchenkreises und damaligen Oberkirchenrat in Berlin Dr. Bosinski eingeweiht werden.

An der Orgel wirkte bei der Einweihung Wolfgang Rosenmüller aus Neubrandenburg.

Die Orgel wurde mit 15 Registern eingeweiht, die Windladen waren bereits für 18 Register angelegt. Da die Orgel bereits Ende 1977 schuldenfrei war, konnte bald der Nachbau der drei letzten Register in Auftrag gegeben werden. Sie hat nun in jedem Manual je sieben Register und vier im Pedal. Die Gesamtkosten von ca. 90 000 Mark hat zum größten Teil die Gemeinde aufgebracht.

Seitdem können in jeder Sommersaison auch Orgelkonzerte durchgeführt werden, die besonders in den Jahren vor 1989 gut bis sehr gut besucht waren.